Timing

von Rainer Molzahn


Timing

 

 

Das richtige Wort, die richtige Frage zur richtigen Zeit, genau die richtige Intervention für die Station des Langzeit-Prozesses, an der sich unsere Coachee gerade befindet – und ich mit ihr oder ihm:

 

Das ist wirklich der schönste Traum, den wir als transformative Coaches haben können. 

 

Eigentlich die einzige Variante unseres Tuns und Lassens, die kein bisschen anstrengt, die das Beste in uns mit dem Besten unseres Coachees verbindet, die uns nicht in kritische innere Dialoge mit uns selbst bringt, an der wir uns fast wie von etwas Höheren geführt fühlen…

Was also ist das Geheimnis eines ‚perfekten‘ Timings?

 

Woran merken wir es überhaupt?

Was sind die Folgen, wenn wir zu spät oder zu früh kommen, oder gar nicht – oder gar zu pünktlich? 

Timing

 

Kommt ein Musiker zum Coach. Fragt der Coach: „Hallo Musiker, was ist Ihr Probl…?“>“Timing!“ unterbricht der Musiker so eifrig wie hastig.

 

Kultureller Kontext: die Konkurrenz zwischen professionellen Musikern ist wahrscheinlich die gnadenloseste, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Schlechtes Timing ist tödlich. Noch viel unmittelbarer als im Coaching-Gewerbe wird jeder Fehltritt von der Konkurrenz genüsslich quittiert und gegen einen verwendet. 

 

Vielleicht muss man Musiker*in sein, um die Komik dieser Sequenz in aller Tiefe, Höhe, Breite und Länge zu würdigen. In der Musik ist Timing alles. Die richtige Note zum falschen Zeitpunkt ist mindestens so katastrophal wie die falsche Note zum richtigen Zeitpunkt. 

Grundsätzlich gibt es in der Musik wie im Coaching fünf Möglichkeiten, auf die Aufforderung zum Timing-Tango zu antworten:

 

 

(1) Nichts merken. Die Vorlage ist da, aber es kommt nicht zum Schuss – oder zu irgendwas.

Der oder die Coachee schickt uns vielsagende Signale, an welcher Grenze er oder sie zum wievielten Male ist, und wir kriegen es einfach nicht mit. Sondern antworten mit irgendeiner Intervention ‚von der Stange‘. Oh je. Die unausweichliche Folge: wir verlieren ein paar Pfund Respekt – und es wird dauern, bis wir das merken…

 

(2) Zu früh. Wir kommen mit der ‚richtigen‘ Intervention, aber unsere*r Coachee kriegt es nicht mit.

Seiner Zeit voraus sein. Vorzeitiger kreativer Samenerguss, sozusagen. Man verzeihe mir diese maskulinistische Metapher, aber vielleicht fliegt sie mir nicht ganz zufällig zu. Es liegt in diesem Haltungsfehler etwas Aufgeregtes, Angestrengtes, das mit der Aufmerksamkeit mehr bei sich ist als beim Anderen. Nicht sexy. Die Folge: wir sind enttäuscht. Evtl. gekränkt, dass unsere*r Coachee unsere Qualität nicht würdigt – unserer eigentlich nicht wert ist…

 

(3) Oops, Verschlafen. Die Signale der Coachee klopfen dreimal, viermal, fünfmal an, und endlich wachen wir auf. 

Generell gilt: ein bisschen spät ist nicht so katastrophal wie zu früh oder gar nicht – weil unsere*r Coachee reagieren wird. Und wir werden dieses Feedback auf unser Timing sehr bewusst registrieren. Das heißt, wir werden es als Ermutigung, Einladung und Erlaubnis prozessieren, nächstes Mal ein bisschen mutiger zu sein…

 

(4) Pünktlich. Spot On. Genau zum genau richtigen Zeitpunkt: Kairos im Quadrat mit sich selbst. 

Mit der unpersönlichen Exaktheit eines Rhythmus-Computers. 

 

Solche Momente sind im Leben von Coaches seltener als im Leben moderner Schlagzeuger, aber es gibt sie. Wir merken sie am unmittelbaren körpersprachlichen Feedback, das unser*e Coachee uns schenkt - unsere Absicht ist zu Wirkung geworden. Völlig zu Recht empfinden wir sie als Abzeichen von Meisterschaft. 

 

(5) Mit ein bisschen Delay. Virtuos im engeren Sinne:

Sich nicht zum Knecht bzw. der Magd der Pünktlichkeit machen lassen, sondern mit ihr spielen.

Timing

 

Virtuosität ist nicht maschinell ganz auf den Punkt, sondern mit etwas Delay – so dass Erwartungen keimen können, die man befriedigen, mit denen man flirten oder die man enttäuschen kann. So entsteht Kunst

 

Welcher geistige Zustand will also geübt werden, um ein in diesem Sinne virtuoses Timing zu verwirklichen? So dass unsere Arbeit als transformative Coaches wirklich Spaß macht, für beide Parteien energetisierend ist und effizient?

Es gibt psychologische und außerpsychologische Hilfestellungen: Kampfkunst, Zen, Jazz, Tango

 

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Person und Rolle im transformativen Coaching

Rainer Molzahn

 

Leiter der Coaching-Ausbildung, Leadership-Coach und Autor

 

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